Der Kuss des Krypters: Eine Kurzgeschichte mit Auswahlmöglichkeiten
Von Cathleen Rootsaert
UNSICHER: DAS RICHTIGE TUN
Es ist noch sehr früh am nächsten Morgen, als du bereits in der Enklave sitzt und auf Freelancer Yarrow wartest. Ammien schließt sich dir kurz darauf an und bringt dir Essen vom Markt mit. Ihr wartet zusammen und übt bereits ein, was ihr ihm erzählen werdet. Ihr hofft so sehr, dass er euch verstehen wird.
„Was ist denn hier los?“, fragt Yarrow, als er euch sieht.
Ihr steht auf und stellt euch dem älteren Freelancer. Ihr gesteht ihm, dass ihr anfangt, Gefühle füreinander zu entwickeln. Du erzählst ihm von deiner Treue zum Freelancer-Code und von deiner Hoffnung, dass du mit Ehrlichkeit vielleicht einen Weg finden kannst, mit Ammien glücklich zu werden. Es muss einfach einen Weg geben.
Yarrow runzelt die Stirn und neigt seinen Kopf nachdenklich zur Seite. „Es ist gut und sehr wichtig, dass man ehrlich ist. Seid ihr verliebt?“
„Ja“, sagt Ammien.
Du fühlst dich heiß, fast schon verlegen. „Noch nicht“, flüsterst du, „aber ich hoffe, dass ich mich verlieben kann.“
Yarrow nickt. „Ich verstehe. Dann können wir vielleicht tatsächlich etwas tun – etwas ungeschehen machen –, bevor es zu Ärger kommt. Auf diese Weise ist es weniger schmerzhaft.“
Ammien ringt nach Luft. Du setzt dich hin, während alles Blut aus deinem Gesicht zu fliehen scheint.
„Solange ihr in derselben Enklave arbeitet, bringt ihr alle in Gefahr.“
Ammien erhebt sich langsam und stellt sich Yarrow mit brennendem Zorn trotzig entgegen. Es ist eine schreckliche Szene. Ammien diskutiert lautstark mit Yarrow und wird so wütend, dass du schon fürchtest, dass er/sie auf Yarrow losgehen wird. „Du bist alt, einsam und verbittert. Du erinnerst dich nicht mehr daran, wie es ist, zu lieben. Du bist eifersüchtig!“, schreit er/sie ihm entgegen.
Dann wendet er/sie sich dir zu und du siehst irrationalen Wahnsinn in seinen/ihren Augen lodern. „Warum haben wir uns ihm anvertraut? Ich habe dir gestanden, dass ich dich liebe, und du hast es einfach weggeworfen, weil dir deine Ehre wichtiger war.“
Yarrow blickt Ammien ernst an. „Beruhige dich. Du wirst das hier besser der Madame Chronistin beichten … Besser, dass sie es von dir hört als von mir.“
Ammien stürmt hinaus. Du setzt ihm/ihr nach.
Dann fühlst du Yarrows Hand auf deiner Schulter, als er dich zurückhält. „Es ist eine harte Entscheidung. Wenn du es wirklich willst – wenn ihr beide es wollt –, dann wird einer von euch seinen Job, seinen Traum, aufgeben müssen. Wähle weise. Einen gefundenen Traum zu verlieren, verändert die meisten Leute. Ich weiß das nur zu gut.“ Du bist ein Freelancer. Wahrheit. Stunden später steht Ammien erneut vor deiner Tür. Er/Sie wirkt wesentlich ruhiger. „Ich habe zu niemand anderem je „Ich liebe dich“ gesagt“, sagt er/sie. „Obwohl du es selbst noch nicht in Worte fassen kannst, weiß ich doch, dass du meine Gefühle erwiderst.“
Du nickst sanft und ergreifst seine/ihre Hand. „Ich habe einen Plan“, erklärt er/sie dann. „Niemand wird es wissen. Wir werden sehr vorsichtig sein. Wenn du dieses Wagnis mit mir nicht eingehen willst … Dann kann ich dich nicht länger treffen. Das ist keine Drohung, es ist nur … Ich weiß, dass der Schmerz mich umbringen würde.“
Du ziehst Ammien in eine enge Umarmung …